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25 Jahre Mauerfall

Im Moment sind die Medien voll von diesem Jahrestag, liefern Rückblicke in die Zeit vor 25 Jahren und die Sicht auf die Ereignisse damals wird davon bestimmt, wie es den Menschen heute geht.

Eine objektive Sicht kann es nicht geben, denn jeder verbindet damit ganz persönliche Einschnitte, die jeder auch ganz individuell für sich gelöst hat.

Für die 16 Millionen DDR-Bürgerinnen und Bürger änderte sich eine Gesellschaftsordnung. Damit kamen jede Menge neue Gesetze und Regelungen auf jeden einzelnen zu.  Die D-Mark kam und die Arbeitsplätze gingen den Bach hinunter. Etwas was wir DDR-Bürger bisher nicht kannten wurde zog in jede Familie ein – die Arbeitslosigkeit. Etwas, was wir so nicht kannten. Mit dem Verlust des Arbeitsplatzes – denn viele DDR-Betriebe wurden einfach platt gemacht – kam die Scham, Angst und das Gefühl der Wertlosigkeit. Wir tauschten die Angst vor Repressalien mit der Existenzangst. Denn gerade im Berliner Umland kamen dann auch die alten Eigentümer und forderten ihre Häuser und Grundstücke zurück.

Keine Arbeit, Verlust der Wohnung und der neue Gesetzesdschungel waren für viele DDR-Menschen einfach zu viel – zumal in solchen Situationen es auch immer „Westler“ gab, die die Situation gnadenlos ausnutzten und die „dummen“ DDR-Bürger über den Tisch zogen.

Trotz allem sind wir alle froh wieder ein Volk zu sein, die Reisefreiheit zu genießen, wenn es der Geldbeutel zulässt.

Dennoch stört es mich, wenn in den Medien oft die Alt-Bundesbürger den ehemaligen DDR-Bürgern erzählen, wie sie ihre 40-jährige DDR-Geschichte zu sehen haben, wenn ihnen vorgeschrieben wird, dass sie doch froh sein sollen, dass diese Diktatur weg ist. Sie beschreiben das Leben der DDR-Bürger als ein Leben, was nicht lebenswert gewesen wäre, was schlecht war und diskriminieren damit unser eigentliches gelebtes Leben.

Wir haben uns mit den Gesetzen der DDR genaus so engagiert, wie wir das heute mit den BRD-Gesetzen machen – wir sind dem Staat in dem wir leben loyal gegenüber und machen immer das Beste daraus.

90 Prozent der Frauen in der DDR haben gearbeitet und DDR-Frauen haben ein gewachsenes Selbstbewusstsein als Frau, lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen und entscheiden schnell, weil wir so aufgewachsen sind.

Wir hatten ein soziales Netzwerk, haben uns in der Nachbarschaft regelmäßig geholfen und unterstützt, was ich mir heute wieder wünschen würde. Der Zusammenhalt war einfach stärker. Die Angst vor Kriminalität war gering.

Mit der Allmacht der SED als Staatspartei –  die „Diktatur des Proletariats“,so wie wir es in der Schule gelernt haben – fielen nicht nur die Einschränkungen von Reisefreiheit und freier Meinungsäußerung weg, sondern auch das staatliche Kümmern. Nun gab es nicht mehr nur EINE Krankenversicherung in der alle gleich waren – sondern viele  – für die besser Verdienenden sogar die private Krankenversicherung mit entsprechenden Privilegien.

In Kindergrippe und Kindergarten wurden die Kleinen gut versorgt, lernten altersgerecht und spielten gemeinsam, lernten so schon frühzeitig gemeinschaftliches Verhalten,  wie Rücksichtnahme und Mitgefühl kennen.

Ich schreibe das hier, weil ich möchte, dass wir auch als ehemalige DDR-Bürger jeder eine ganz individuelle Sicht auf unsere Vergangenheit unsere Geschichte haben – die ebenfalls angefüllt war mit vielen schönen Erlebnissen und tollen Ereignissen, die mich heute noch stolz machen.

Ich lasse mir nicht von andren Menschen vorschreiben, wie meine DDR-Vergangenheit zu sein hat – ICH habe dort gelebt und ICH weiß, wie ich mich gefühlt habe – ich lasse mir nicht meine eigenen Geschichte von anderen erzählen, dafür ist sie viel zu EINZIGARTIG, so wie die Geschichte jedes EINZELNEN eben einzigartig ist – die einzige dieser Art, auch wenn sich einiges in anderen Lebensläufen wieder findet – aber wie ich mich gefühlt habe, kann nur ICH mitteilen.

Ich hoffe, dass das Manipulieren und Missionieren durch einige Medien endlich aufhört und wir Menschen – von Ost und West – wirklich die Möglichkeit haben EIN Volk zu werden, denn im Herzen sind wir es schon. Es sind die Medien, die immer noch die Unterschiede sehen wollen, darauf herum reiten.

Ich habe durch meine Arbeit in Niedersachsen viele tolle Menschen kennen gelernt, habe Freunde gefunden und dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte.

Durch das Internet habe ich virtuelle Freundschaften geschlossen, die schon viele Jahre halten und die mir ganz viel Freude machen, Vertrautheit geschaffen haben und einen wunderbaren Austausch bieten.

Ich bin dankbar, dass wir wieder EIN Volk sind und wünsche mir, dass sich ganz viele Menschen von ihrem Herzen leiten lassen, auf ihr inneres ICH hören und fühlen, was sich gut und richtig anfühlt und das auch tun und sich nicht von anderen vorschreiben lassen, was sie zu tun, zu denken und zu fühlen haben, denn dann sind sie keinen Deut besser als die alte DDR-Staatsführung.

Wenn wir Menschen es schaffen, unser selbst erlebtes Unrecht zu heilen, durch Versöhnung und Vergebung – wenn wir es schaffen den Blick auf das Zukünftige zu lenken, was gut für uns alle ist – wenn wir es schaffen gemeinschaftlich und mitfühlend zu handeln, dann wird auch das Gute in der Gesellschaft zunehmen. Wir sind die eigentlichen Protagonisten der Geschichte – die oft nur durch Politik und Medien gelenkt werden – aber die Macher sind wir! Also lasst uns dort mitmachen, wo es GUT für alle ist, zum Nutzen aller und nicht nur für die Vorteile des einzelnen.

 

Ich wünsche uns allen einen schönen erlebnisreichen und freudvollen 9. November.

 

RAINBOW

 

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