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Der Versuch des Verstehens unserer Innenwelt – Teil 2

13-15 Der Versuch unsere Innenwelt zu verstehen 2

Es ist gar nicht so einfach, dieser Weg des Verstehens unserer Innenwelt.

Es bedarf Rückblenden zu bisherigen Theorien der Großen – wie Sigmund Freud und C. G. Jung – die genaue Sicht und den praktischen Bezug, um zu erkennen, dass es Versuche sind, die Psyche zu verstehen, zu erklären, zu interpretieren.

Jung interessiert sich für den Inhalt der Psyche und versucht diese über Bilder als Symbole zu deuten. Weiterhin geht er davon aus, dass es ein kollektives Unbewusstsein gibt, was in jedem Menschen verankert ist. Er spricht von verschiedenen Archetypen, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte in Bildern, Sagen, Märchen, Geschichten und unseren Träumen widerspiegeln. Für ihn ist das Bild die Sprache der Psyche und bestimmt deren Inhalt.

Artho Wittemann erklärt, dass unsere Psyche durch verschiedene Quellen „gespeist“ wird, die alle unabhängig voneinander und selbstständig agieren. Jeder dieser  Quellen „sendet“ auf 5 Kommunikationskanäle  – Körper, Emotion, Bild, Wort und Schwingung – also nicht nur auf einem Bildkanal, wie Jung annimmt.

Für mich war es schwer, der Theorie Jungs zu folgen. Mir fehlten die schlüssigen Elemente.

Artho Wittemann geht sehr behutsam an das Thema, koppelt es mit eigenen Erfahrungen aus seiner praktischen Arbeit und erklärt anhand dieser, wie sich die verschiedenen Quellen offenbaren – wie sie auf den jeweiligen Kommunikationskanälen agieren. 

Er schreibt, dass die Psyche nichts Gutes erwartet, die Welt und die Menschen auf Abstand hält – und dennoch nicht allein sein kann. Deshalb organisiert sie sich über den indirekten Kontakt – über Reaktionshaltungen, wodurch sie sich und ihre Quellen schützt.

Das kommt mir bekannt vor, fühlt sich richtig für mich an. Ich reagiere so, dass ich gut mit meinen Mitmenschen auskomme, Konflikten aus dem Weg gehe und so ein geschätztes und anerkanntes Mitglied einer Gemeinschaft bleibe – egal ob Familie, Arbeitskollektiv oder Hobbygemeinschaft. Und ich stelle fest, dass ich dort jeweils eine andere Reaktionshaltung entwickelt habe, die abhäng von den „Regeln“ und Menschen ist, die in dieser Gemeinschaft agieren. Ich habe mich angepasst.

Als junger Mensch habe ich noch viel widersprochen, gekämpft und meine Meinungen „bis aufs Messer“ verteidigt. Heute überlege ich mir, ob es Sinn macht – oder ob es verschwendete Energie ist, ob es mir wirklich wichtig ist z. B. im Kreise meiner Eltern über meine Arbeit zu streiten oder Beziehungskonflikte in der Familie mit auf Arbeit zu nehmen. Auch ob ich meine Ideen äußere, wenn ich spüre, dass gar kein Interesse daran besteht. Es sind genau diese Reaktionshaltungen, die ich im Laufe meines Lebens entwickelt habe, mit denen ich leichter durch das Leben komme.

Für Freud sind Reaktionshaltungen Widerstand, der überwunden werden muss.

Artho Wittemann geht auch auf den Begründer des Behaviorismus John B. Watson ein, der anhand des Verhaltens die Psyche des Menschen analysiert. Ich möchte das nicht weiter ausführen. Es ist jedoch sehr interessant, wie Artho Wittemann auch diesen Bereich ganz genau beleuchtet und Grenzen aufdeckt, weil auch der Behaviorismus nur einen Teilbereich behandelt. Sowohl Freud, Jung, als auch Watson ist gemeinsam, dass sie die Teile der Psyche, die ihnen nicht zugänglich sind, wie eine Blackbox behandeln, was viel Spielraum für eigene Interpretationen lässt und sicher von eigenen Erfahrungen gespeist wird.

Artho Wittemann führt den Leser sehr behutsam an seine Quellentheorie heran, indem er anhand der praktischen Beispiele von den 4 Hausbewohnern sich über die verschiedenen Kommunikationskanäle deren Quellen nähert. All das geschieht nicht durch Befragung oder Manipulation, sondern einfach weil er sich auf die jeweilige Quelle seines Gegenübers einlässt, in der Sprache der Quelle kommuniziert und sich so dieser Quelle nähert.

Er nennt diese Herangehensweise Gleich zu Gleich.

Das ist sehr spannend und erfordert auch beim Lesen ein Sichdaraufeinlassen.

Der Therapeut gibt nichts vor, beeinflusst nicht, fordert nicht, sondern lässt sich auf  sein Gegenüber ein, indem er ihm gleich wird, die gleichen Quellen in sich selbst entdeckt und die Quellen miteinander kommunizieren und sich so Stück für Stück, Ebene für Ebene offenbaren können, bis  ihre wahre Essenz  offenbar wird. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Spiegeln des anderen, sondern wirklich um Einlassen ohne zu beeinflussen. Es geht darum mit dem anderen die Quellen zu ent-decken, sich über die verschiedenen Kommunikationskanäle (Körper, Emotion, Bild, Wort und Schwingung) auszutauschen und zu erfahren, was dann passiert – ohne Wertung, ohne Be- und Verurteilung. Indem wir uns der jeweiligen Quelle (die sich zeigt), so nähern, können wir diese Quelle verstehen lernen und ihr bis zur Essenz folgen. Dieser Weg ist ein Prozess und lässt sich nicht erzwingen, er kann sich nur durch die jeweilige Quelle offenbaren.

Das mag sich für manche sicher magisch anhören, aber wenn man einmal verstanden hat, wie Artho Wittemann das Thema Psyche behandelt, dann kann man ihm auch gut folgen.

Noch liegt die zweite Hälfte des Buches vor mir. Mal sehen, was die kommenden Seiten mir alles so offenbaren.

Liebe Grüße

RAINBOW

 

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