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Der Versuch des Verstehens unserer Innenwelt – Teil 1

12-15 Der Versuch unsere Innenwelt zu verstehen

Das Buch „Die Architektur der Innenwelt“ – Warum wir erst jetzt anfangen uns selbst zu verstehen – ist da und ich bin dabei es seitenweise zu lesen, zu verstehen, was Artho Wittemann über diese Innenwelt unserer Psyche schreibt. Ich kann Inhalte besser  verstehen, wenn ich sie mit meinen eigenen Worten wiedergebe. Deshalb möchte ich mit euch sozusagen das Buch von ihm gemeinsam durchgehen, auf meine Art wiedergeben, wie ich es verstanden habe.

Er geht sehr behutsam an das Thema Psyche heran – anfangs mit Beispielen von vier Bewohnern in einem Haus, die sich einander nicht wirklich kennen. Er beschreibt ihre Gedanken, ihr Tun während eines Stromausfalls und lässt uns förmlich daran teilhaben, um ein Verständnis zu bekommen, wie sie sich geben wie sie „ticken“.

Artho Wittemann erklärt wie Sigmund Freud die Psyche betrachtet – wonach dieser die Psyche des Menschen in drei Bereiche einteilt – das ES (das Triebhafte, Ursprüngliche, Chaotische), das Über-Ich (das Gesellschaftliche Ich, was uns Anerkennung verschafft, alles ordnet und das Gegenteil vom ES bewirkt) und das Ich (der Vermittler zwischen beiden, welches mit der Vernunft agiert und uns zu einem liebenswerten Menschen macht). Nach Freud „leben“ in jedem von uns diese drei Teile – wobei das ICH den bewussten Teil repräsentiert und das ES und Über-Ich uns unbewusst sind. Demnach ist das ICH das Vernünftige, was wir täglich für uns und andere verstehbar leben und allen offensichtlich ist. Kommt es zu Problemen, dann werden die dem unlösbarem Konflikt zwischen dem ES und Über-Ich zugeschoben , für die wir nichts können, da sie uns ja unbewusst sind – und damit nicht fassbar (und nicht erklärbar für uns) sind.  Das ICH wird zum einzig Fassbaren für uns, wobei alles andere in der Blackbox vor sich geht und von uns nicht beeinflussbar ist.

Freud geht also davon aus, dass alle unsere Gedanken, Gefühle, Wünsche, Träume, Verhaltensweisen – aus diesen drei Teilen hervorgehen, aber jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes einzelne Verhalten nur  in einem der drei Teile zu Hause ist. So kann nach seiner Ansicht das ICH nur bestimmte Gedanken, Gefühle, Verhalten hervorbringen, genauso wie das ES und das Über-Ich. Jedes der drei Teile hat sozusagen ein eigenes Reportoire, was nur ihm zugeordnet ist  – das ES das Triebhafte, Dunkle – das Über-Ich die gesellschaftlichen Regeln und Normen – das ICH das Vernünftige.

Der Wunsch diese Blackbox zu untersuchen, zu verstehen, was in der Blackbox Psyche so los ist, hat bisher noch nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt, da wir keinen Zugang zu unserem Unbewussten haben – also uns das ES und Über-Ich unbekannt sind . 

So finden wir noch heute in vielen Fachbüchern die Erklärung von Freud (1856-1936) mit den drei Anteilen der Psyche als allgemeingültig.

Artho Wittemann hat mit der Individualsystemic alle bisherigen Erkenntnisse über die Psyche zusammengefasst und in dem Modell InduvidualSystemics gepackt. 

Er erklärt im Buch auf wenigen Seiten sehr anschaulich die These von Freud und Freuds damit zusammenhängende These der Unmöglichkeit das Unbewusste direkt, umfassend und systematisch zu untersuchen. Daraus ergaben sich zwei Herangehensweisen: Wie kann ich der Blackbox Geheimnisse entlocken, um sie zu deuten – oder – wie kann ich die Psyche beeinflussen ohne die Blackbox zu öffnen.

Wie kann man etwas verstehen, dessen Inneres wir nicht kennen? Es geht nur durch Beobachten dessen, was heraus kommt.

Artho Wittemann geht davon aus, dass wir viele Quellen in uns haben, die sowohl im Bewussten, als auch im Unbewussten agieren und uns bestimmte Inhalte vermitteln wollen.

Ich verstehe das so: Es geht um die Quelle in uns, die bestimmte Symptome verursacht. Dieser Quelle auf die Spur zu kommen ist das Anliegen von Artho Wittemann. Es geht ihm nicht um die Deutung von Symptomen und deren Behandlung, sondern um die wahren Inhalte der jweiligen Quelle, die diese Symptome verursacht. Dabei kann dieses Symptom von verschiedenen Quellen hervorgebracht werden. So wie Kopfschmerz aus verschiedenen Quellen kommen kann: ich habe mich gestoßen, ich habe den Abend zu viel getrunken, ich habe zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen,  oder, oder, oder … jeder kann das bei sich sicher selbst gut nachvollziehen. Wir haben das Symptom Kopfschmerz und überlegen dann, woher er kommt, was ihn verursacht hat, suchen nach der Quelle.

Ich stelle mir das so vor: So wie in der Schulmedizin allgemein überwiegend eine Symptombehandlung erfolgt, so erfolgt auch in der Psychotherapie die Behandlung von Symptomen – wie z. B. der Angst, weil ja der Betroffene oft nicht sagen kann, woher diese Angst kommt – sondern nur, dass er sie in bestimmten Momenten fühlt, durch bestimmte Auslöser erfährt. Dabei lehnen wir die Angst ab, wollen sie loswerden wie einen lästigen Besucher – nur weg damit, egal wie. Weg mit diesem unangenehmen Gefühl, was lähmt. Wer ist schon freiwillig bereit sich seiner Angst zu stellen, diese ohnmächtigen Gefühle auszuhalten, um den langen Weg zur Quelle zu gehen, der im Unbewussten, im Dunkel liegt. Ein Weg auf dem wir vielleicht noch anderen „Ungeheuern“ begegnen. Lieber bleiben wir auf der Autobahn des Lebens und ertragen den Lärm und die Gefahr ständig überfahren zu werden.

Es ist also nicht so einfach, wie es Freud erklärt hat – z. B. die Angst nur einem der drei Teile zuzuordnen – denn sie beinhaltet alle drei Teile: das ES was uns ein unbeschreiblich grummeliges Gefühl vermittelt, das Über-Ich was anordnet, dass wir keine Angst haben brauchen und das ICH, was uns letztlich dazu veranlasst die Angst aus Vernunftgründen zu unterdrücken.

Es wird auf alle Fälle spannend, wie es im Buch weiter geht, wie die einzelnen Bewohner des Hauses von ihrem offensichtlichen Wesen, ihrem bewussten ICH zu ihren verborgenen Quellen gelangen.

Liebevolle Grüße

RAINBOW

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